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C. Winter 1939/40C1. Unwissen bringt die Kleine Eiszeit nach Europa zurückDer Rekordwinter 1939/40 betraf nicht nur die ersten sechs Monate eines sechs Jahre dauernden mörderischen Krieges. Er markierte auch den ersten großen Trendwechsel in eine globale Kaltphase seit der Kleinen Eiszeit, deren Periode ungefähr um 1850 geendet hatte. Die Wende kam keineswegs langsam daher, sondern überfiel Europa nördlich der Alpen mit einem Paukenschlag. An vielen Messstationen und in einer Reihe von Regionen wurde es der kälteste Winter seit 1820. Dass es dazu kam, hat die Regierung des Dritten Deutschen Reiches zu verantworten, die diesbezüglich sehr naiv war und sich auch sonst durch Rücksichtslosigkeit und Dummheit auszeichnete. Doch daraus erwuchs eine zeitlich begrenzte, sehr starke Nutzung der Meeresumwelt. Die damit einhergehende Temperaturwende macht den am 1. September 1939 begonnenen 2. Weltkrieg, soweit er aus einer meteorologischen Perspektive betrachtet wird, besonders interessant. Unglücklicherweise gab es damals niemanden, der eine Trendwende oder kalte Winter vorhergesagt hatte. Die Meteorologen wussten nicht wie Krieg und Klima zusammenhängen. Niemand warnte Adolf Hitler und seine Regierung im Sommer 1939 davor, dass ein Weltkrieg im Allgemeinen und ein Seekrieg im Besonderen zu einer Beeinflussung von Wetterabläufen und dem Klima führen können. Niemand wies darauf hin, wie dumm es ist, einen Seekrieg in der Nord- und Ostsee im Herbst zu beginnen, da dies zu einer frühen „Auskühlung“ dieser Meere führen und einen harten Winter verursachen könne. Nein, weder dem Reichskanzler Adolf Hitler noch der Führung der Wehrmacht oder deren Wetterberatern war bewusst, welches Risiko sie mit der Kriegsplanung eingingen. Bis heute ist diese persönliche Verantwortlichkeit nie zur Sprache gebracht worden. Im Rahmen der jetzt bereits seit zwei Dekaden andauernden Diskussion über den Beitrag des Menschen an Klimaveränderungen ist dies erstaunlich und erschütternd. Diese Ignoranz und Unwissenheit waren auch dem Stellvertreter von Adolf Hitler, dem Generalfeldmarschall, Chef der Luftwaffe und Reichsminister der Luftfahrt, Hermann Göring, zu eigen. Auf die extremen Wintertemperaturen im Januar und Februar 1940 reagierte er in einer öffentlichen Rede wie folgt: · „Die Natur ist immer noch stärker als der Mensch. Ich kann gegen Menschen kämpfen, aber nicht gegen die Natur, wenn ich nicht über die Mittel für so einen Kampf verfüge. Wir haben nicht um Eis, Schnee und Kälte gebeten. – Eine höhere Gewalt hat sie uns gesandt“ (The New York Times, 16. Feb.1940), und · „Diese Schwierigkeiten sind kein deutsches Patent – seht euch die Völker um euch herum an, sie haben die gleichen Schwierigkeiten“ (wie zuvor). Hier irrte Göring, wie in vielen Dingen. Die Schwere des Winters war eine vom Menschen gemachte, nicht notwendigerweise allein, aber nachhaltig und nachweisbar. Im nördlichen Deutschland wurden mehrere Allzeitrekorde aufgestellt, z. B. in Hamburg am 13. Februar 1940 mit -29°C. Auch andere Stationen vermeldeten Tiefstwerte. In den Baltischen Staaten sei zum ersten Mal seit 160 Jahren ein Wert von -47,8°C gemessen worden (NYT, 15.Feb.1940), In Budapest wurden - 33°C gemessen (NYT, 16.Feb.1940). Schweden hatte mit -32°C die kältesten Temperaturen seit 1805 erlebt (NYT, 21. Feb. 1940). Für Dänemark war es der kälteste Winter seit 1860 (NYT, 15.Feb.1940). Bereits der Hinweis auf einige wenige Wetterrekorde nach nur sechs Monaten Krieg kann es auch im Nachhinein rechtfertigen, die deutsche Reichsregierung und ihre Repräsentanten als Umweltsünder zu bezeichnen. In einem so kurzen Zeitabschnitt von wenigen Monaten hatten sie die weit verbreitete und langjährige Tendenz zu milden Wintern (Drummond, 1943) in das Gegenteil verdreht. Plötzlich war ein Extremwinter eingetreten, der Vergleiche mit schweren Wintern in der Kleinen Eiszeit nicht zu scheuen brauchte. Zum kalten Winter 1939/40 gehörte ein sehr kalter März 1940, und die Statistik weist auch das gesamte Jahr 1940 als ein sehr kaltes Jahr aus (TK4 & TK8; Kapitel C1 & D).
Diese Informationen hätten bei allen Regierungen und staatlichen Wetterdiensten rund um den Globus Entsetzen hervorrufen müssen. Heute reagieren sie bereits auf bisher nur schwach begründete Behauptungen über die Gefahren einer anthropogenen Klimaerwärmung. Damals gab es nicht einmal ein Augenbrauenzucken. Spätestens Ende Februar 1940 musste man sich Fragen stellen und zu dem Ergebnis kommen, dass die Härte des Winters mit dem Krieg zu tun hatte. Nach nur wenigen Kriegsmonaten war die Einschätzung möglich, dass der Seekrieg die nordeuropäischen Gewässer so häufig und intensiv „bearbeitet“ hatte, dass von der gespeicherten Sommerwärme zu wenig übriggeblieben war, um einen der üblichen milden und moderaten Winter in Nordeuropa zu gewährleisten. Aber nichts wurde unternommen, die Gründe für den Auftritt des Extremwinters zu verstehen und zu erklären. Weder im Frühling 1940 noch nach dem nächsten Winter und nach dem dritten Extremwinter am Ende des dritten Kriegsjahres. Inzwischen sind 70 Jahre vergangen und die Temperaturkarte 4 (TK4) Wissenschaft weiß heute so wenig wie damals. Das ist schwer zu verstehen. Für die Klimaforschung bot sich der erste Kriegswinter als idealer Forschungsschwerpunkt an, um die Gründe für Klimaveränderungen, insbesondere aber auch von möglichen und gegebenenfalls gefährlichen Einflüssen des Menschen auf das Wetter und Klima zu verstehen. Nach dem Krieg hätte jede kompetente Wissenschaft diese Ereignisse als außergewöhnlich erkennen und zusammen mit dem reichlich vorhandenen Observationsmaterial als Sternstunde für die Forschung erkennen müssen. Ein mörderischer Krieg konnte als Großversuch von ungeahntem Ausmaß genutzt werden. Die idealen Rahmenbedingungen waren insbesondere die folgenden: · Die Atmosphäre war seit dem Ende der Kleinen Eiszeit immer wärmer geworden. · Die Intensität des ersten und der weiteren Kriegswinter und die Temperatur-Trendwechsel standen in keinem erkennbaren Zusammenhang mit Sonnenflecken, Vulkanausbrüchen, Tsunamis oder einem auf die Erde gefallenen Meteoriten. · Niemand hatte diese Wende oder einen sehr kalten Winter erwartet. · Die menschlichen Aktivitäten wirkten in der Frühphase des Krieges noch auf die „natürliche“ Umwelt ein d. h., die Statistik war noch von kriegsbedingten Einflüssen frei. · Dies ermöglicht besonders in der Anfangsphase, einzelne Kriegshandlungen isoliert zu betrachten, ohne eine Vermischung oder Überlappung mit späteren Ereignissen in Betracht ziehen zu müssen. Denn „natürlich“ war die Tiefenstruktur in der Nordsee oder Ostsee nach 12 Monaten Seekrieg im September 1940 eine andere als im September 1939. · Festzuhalten ist, dass zwei wichtige Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um die ersten Kriegsmonate als hinreichend geeignet für ein Großexperiment bewerten zu können, nämlich: o Dass der Untersuchungszeitraum im frühen Herbst beginnt, wenn die Seegebiete die größte Wärmemenge aufgestaut haben, und o sich auf das Winterhalbjahr beschränkt, wenn der direkte Einfluss der Sonne nördlich der Alpen sehr gering ist. · Dabei ist festzuhalten, dass der Seekrieg bereits während des ersten Kriegswinters weit über den Bereich der Nord- und Ostsee hinausging und vom östlichen Atlantik bis hoch in die Barentssee stattfand. Gleichwohl ist die Beschränkung der Untersuchung auf die
Wintersaison und auf die Nord- und Ostsee die Voraussetzung, um die Gründe
für den Extremwinter 1939/40 zu erkennen, nämlich einen intensiven
Seekrieg über große Meeresbereiche hinweg. Inhalt - A1, A2, A3, B, C1, NEXT> C2, C3, C4, C5, C6, C7, C8, C9, D, E1, E2, E3, E4, E5, E6, F, G1, G2, G3, H, I, J, K-pdf, L-pdf,
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